Das Zentrum der Gartenstadt Frohnau am Ludolfingerplatz und Zeltinger Platz entstand in seiner Grundstruktur um 1910. Noch heute ist es wichtigster Nahversorgungsstandort und gesellschaftlicher Mittelpunkt der Frohnauerinnen und Frohnauer. Die Doppelplatzanlage am heutigen S-Bahnhof zählt hinsichtlich ihrer qualitätvollen Gestaltung, ihrer vielfältigen Angebote und der guten Verkehrsanbindung zu den bedeutendsten Vorortzentren aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland.
Der Gründer
Guido Graf Henckel Fürst von Donnersmarck (1830– 1916) hatte als Industrieller in Oberschlesien ein großes Vermögen erworben. Seit der Jahrhundertwende betätigte er sich auch als Immobilienentwickler. Ende 1907 erwarb er über die ihm gehörende „Berliner Terrain-Centrale“ (B.T.C.) vom Gutsbesitzer Werner von Veltheim ein etwa 740 Hektar großes Waldgebiet in der Stolper Heide und Bieselheide. Hier, im damals weniger attraktiven Berliner Norden, investierte Fürst von Donnersmarck beträchtliche Mittel in die Planung, Erschließung und bauliche Ausgestaltung eines neuen Vororts. Dem schon fast 80-jährigen Fürsten war es offensichtlich ein Anliegen, ein bleibendes Vermächtnis zu schaffen und Städtebaukunst in ihrer modernsten Ausprägung zu präsentieren.
Die Planung
Die B.T.C. schrieb Ende 1907 einen städtebaulichen Wettbewerb aus – für einen Vorort war das ungewöhnlich. Die mit wichtigen Städtebauexperten hochrangig besetzte Jury tagte im März 1908. Namhafte Städtebauer wie Karl Henrici und Hermann Jansen kamen in die engere Wahl. Mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde der Entwurf „Freiluft“ von Joseph Brix (1859–1943) und Felix Genzmer (1856–1929). Die beiden Professoren der „Königlich Technischen Hochschule zu Berlin“ in Charlottenburg (heute TU Berlin) gelten durch ihre übergreifende Betrachtung von Architektur, Ingenieurwesen sowie sozialen und gesundheitlichen Aspekten als wichtige Wegbereiter der Disziplin Städtebau. Der Siegerentwurf war durch geschwungene und dem bewegten Gelände folgende Straßenzüge, sowie durch zahlreiche Plätze und Grünflächen geprägt. Das anfallende Regenwasser sollte in dezentrale Versickerungsteiche geleitet werden. In der Ortsmitte am zukünftigen Bahnhof war ein dichtes kleinstädtisches Zentrum an zwei unregelmäßigen Platzanlagen geplant.
Die Entwicklung
Bei der Ausarbeitung des konkreten Bebauungsplans durch die B.T.C. wurden lediglich der Poloplatz und einige Sammelstraßen hinzugefügt sowie kleinere Modifikationen im Grünflächen- und Erschließungssystem vorgenommen. Wesentliche Änderungen nahm die B.T.C. aber im Zentrum vor und schuf so die heutige doppelte Schmuckplatzanlage. Sie hebt sich mit ihrer axialen Struktur aus dem ansonsten durch geschwungene Linien geprägten Plan von Frohnau hervor. Bis zur offiziellen Eröffnung der Gartenstadt am 7. Mai 1910 wurden im Auftrag der B.T.C. am Ludolfingerplatz – ursprünglich Bahnhofsplatz – durch die Architekten Gustav Hart und Alfred Lesser der Kasinoturm, das Kasinogebäude, weitere Geschäftsbauten sowie das Bahnhofsgebäude errichtet.
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Vertiefungstexte (im Aufbau):
Guido Graf Henckel Fürst von Donnersmarck (Link zur Fürst-Donnersmarck-Stiftung)
Der Städtebau-Wettbewerb von 1907/08 für das "Villengelände bei Stolpe"
Josef Brix und Felix Genzmer - Städtebauprofessoren an der "Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin" in Charlottenburg
Die Erarbeitung des Bebauungsplans für Frohnau durch die Berliner Terrain-Centrale
Julius Berger: Seine Firma machte das Frohnauer Gelände baureif (Klaus Pegler)
Aus den Kindertagen der Gartenstadt Frohnau (Klaus Pegler)
Die Bedeutung Frohnaus als Städtebaudenkmal
Die Eingemeindung nach Groß-Berlin 1920 (Carsten Benke
Die Entwicklung nach 1945 - weitere Besiedlung - Teilung - Wiedervereinigung
Arbeitsgemeinschaft Frohnauer Vereine und Organisationen