Tafel 3 Ludolfingerplatz

Der Ludolfingerplatz (ehemals Bahnhofsplatz) bildet das Tor zum Frohnauer Westen. Er setzt sich aus einem ovalen Schmuckplatz und einer vorgelagerten kleinen Springbrunnenanlage zusammen. Fünf Straßen zweigen vom Platz ab. Der Sigismundkorso bildet dabei die zentrale Sichtachse, die mit einer Mittelpromenade beginnt und über die Kastanie auf der Terrasse und den Springbrunnen zur Frohnauer Brücke und weiter zur Johanneskirche auf dem Zeltinger Platz führt.


Die Bebauung


Prägende Teile der Randbebauung des Platzes mit Bahnhof, Kasino und Kasinoturm waren bereits 1910 zur Eröffnung der Gartenstadt fertiggestellt. 1924/25 folgte die Villa Wuttke von Paul Poser. Das 1938 errichtete Kino Capitol wurde in den 1970er Jahren für einen Supermarktbau wieder abgerissen. Im Unterschied zum Zeltinger Platz ist der Ludolfingerplatz heute durch Gebäude mit verputzter oder steinsichtiger Fassade und bewegter Dachlandschaft geprägt.


Die Grüngestaltung


Historische Aufnahmen zeigen eine symmetrische Gestaltung mit unterschiedlichen Gartenräumen: gepflegte Rasenflächen mit Schmuckrabatten und streng geschnittenen Hecken, scharfe Rasenkanten und ein stilles Wasserbecken. Kleine Zäune schützen die angelegten Flächen, vier Putten auf erhöhten Podesten in Rosenbeeten zieren die Anlage. Der Anstieg vom Bahnhofsvorplatz zur höher gelegenen Brücke über die Bahnanlagen wird geschickt durch ein monumentales Terrassenbauwerk mit seitlichen Treppen bewältigt, das von Säulenpappeln flankiert wird. Eine rot blühende Kastanienallee rahmt den gesamten Platz. Ein besonders schönes Exemplar beschattet die Aussichtsterrasse. Die Grundstruktur des Platzes ist seit seiner Entstehung unverändert. Verloren sind viele Schmuckelemente und die Wegestruktur zeigt sich verändert. Heute werden die nicht mehr abgezäunten Rasenflächen intensiv zum Spielen, Picknicken und Entspannen genutzt – eine Herausforderung für Erhalt und Pflege.


Exkurs: Ludwig Lesser (1869–1957)


Ludwig Lesser wurde 1869 in Berlin geboren. Er gilt als erster freischaffender Gartenarchitekt in Deutschland und war für zahlreiche private und öffentliche Gartengestaltungen in der Berliner Region verantwortlich. Ende 1908 berief ihn die Berliner Terrain-Centrale zum Gartendirektor. In Frohnau gestaltete Lesser alle Plätze und Parks sowie die Bepflanzung der Straßen, den Friedhof und zahlreiche Privatgärten. Bis heute prägt die Gestaltung des Gartenarchitekten den gesamten Siedlungsraum. Im Ortsteil Reinickendorf entwarf er ab 1928 die Grünanlagen der „Weißen Stadt“. Zudem arbeitete Lesser als Dozent und machte die Gartenkunst durch Bücher, Zeitschriftenartikel, Vorträge und Radiobeiträge bekannt. Wegen seiner jüdischen Herkunft verboten die Nationalsozialisten ab 1933 nach und nach seine beruflichen Tätigkeiten. 1939 gelang ihm mit seiner Ehefrau die Emigration nach Schweden, wo er 1957 im Alter von 88 Jahren starb. Nach Deutschland ist Lesser nie mehr zurückgekehrt. Nach dem Krieg geriet er zunächst in Vergessenheit, so auch beim Wiederaufbau der „Deutschen-Gartenbau-Gesellschaft“, deren Präsident er vor 1933 gewesen war. Seit 1958 trägt ein Park in Frohnau seinen Namen. Heute wird Lessers herausragende Leistung, besonders für eine sozial engagierte Gartenbaukunst und die Schaffung von Volksparken, allgemein gewürdigt.


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Tafel 3 - Der Ludolfingerplatz (im Aufbau)

Vertiefungstexte:


Die Grüngestaltung des Ludolfingerplatzes



Die Bebauung des Ludolfingerplatzes



Der Gartenarchitekt Ludwig Lesser



Das Kasionareal



Verlorene Bauten (Kino, Jägerhof, Kasinosaal)